1964-2021 Erinnerungen von Gottfried Behrens

Gottfried Behrens  Leichtathletik-Karriere von 1964 bis 2021 in Rostock und Warnemünde eine sehr persönliche Betrachtung im November 2021 nach seiner Geburtstagsfeier zum „70.“

 

Schmalbruch- WM- Goldmedaille als Ansporn

Am 31.10.2021 kamen 13 „sportliche“ Wegbegleiter zur Nachfeier nach Warnemünde. Zu Beginn gleich eine – für mich sehr schöne - Überraschung:

Ohne eigene Wettkampfteilnahme erhielt ich völlig unerwartet eine echte WM- Goldmedaille! Keine Geringere als Christiane Schmalbruch (84) überreichte sie mir, die mehrfache Welt,- Europa-, Deutsche Meisterin in den Senioren-Sprint- und Sprungdisziplinen. Sie startet für die HSG Uni Rostock. International war Christiane unzählige Male Mitglied der DLV-Auswahl. Für mich zunächst kaum zu glauben: Christiane übergibt mir ihre eigene 4 mal 100-Meter-Veteranen- WM-Staffel-Goldmedaille des Jahres 2001! Erkämpft vor über zwei Jahrzehnten im australischen Brisbane.

Christiane verband die Übergabe mit herzlichen Worten und ihrer Erwartung, ich möge mit diesem Ansporn gesund und beharrlich weiter trainieren, „...um spätestens in der Altersklasse M80 den Sprung in die Deutschland-Sprint-Staffel zu schaffen...“ Oh jeh!

Zur Vorgeschichte: Ab und an hatte Christiane die beiden Warnemünder Michael Walden und mich beim Montag-Sprinttraining in Rostock beobachtet, dabei hielt sie mit ihrer direkten Art, ihren nützlichen Tipps, so beim verbesserungswürdigen Start und bei unseren Stabwechseln, nicht „hinter dem Berg“. Unser letzter gemeinsamer Wettkampf war 2018 bei den Hallen- „Deutschen“ der Senioren. In Erfurt sprang sie noch einmal 3,23 Meter weit, wieder ein deutscher und europäischer W80–Rekord! Unglaublich.

Sicherlich hatte Christiane registriert, dass ich seit 2011 als Senior in den Altersklassen M60, M65 und ab 2021 in der M70 regional und national als Sprinter unterwegs war. Ja in den letzten Jahren erreichte ich die Finals der „Deutschen“, kam aber nie mit einer Medaille nach Hause. Platz 4 (in Zittau 2017 mit 30,20 Sekunden über die 200 Meter) war das Maximum. Ich selbst konnte mich erinnern: Den medaillenlosen Platz 4 erreichte ich als Rostocker Student bereits einmal wesentlich früher, 1972 in Plauen bei den DDR- Studentenmeisterschaften. Die für mich ausgestellte Staffelurkunde weist die Zeit von 44,0 Sekunden aus. Meine Staffelkameraden über 4 mal 100 Meter waren damals die Sportfreunde „Schulle“ Schulz, Eckhard Bräsel und Bernd Andrich.

Insgesamt bestritt ich - mit beruflich bedingten Unterbrechungen -  viele kleinere und größere Wettkämpfe im Lande, die Deutschlandkarte meiner Startplätze verzeichnet aktuell über 50 Orte. Dabei lernte ich manche unbekannte Region kennen. Immer ein Zusatzgewinn bei diesen Gelegenheiten – verdoppelt, wenn meine Frau Sabine dabei sein konnte - die Naturerlebnisse und kulturellen Angeboten in Deutschland. In diesem Jahr2021 waren es in Nordhessen beeindruckende Ausstellungen und der UNESCO-Bergpark in der documenta-Stadt Kassel. Denn direkt vor der Haustür – in Baunatal – fanden endlich wieder die lang ersehnten Deutschen Senioren-Meisterschaften statt. Im Vorjahr – wegen Corona - bedauerlicherweise gänzlich ausgefallen. Diesmal ohne Staffeln, ohne Diskus, aber sie fanden endlich wieder statt.

Ja, zu Christianes Medaille-Fingerzeig: Tatsächlich, also bis dato, hatte ich nie „die Traute“, bei internationalen Meisterschaften anzutreten. Obwohl das zumeist ohne Mindestleistungen möglich gewesen wäre. Und Beispiele aus den eigenen Reihen hätte es gegeben: So war Gerhard Rimane bei den Senioren-Europameisterschaften 2002 in Potsdam im Weitsprung dabei. Unser verdienstvoller Eckart Petersgewann2008 im schwedischen Malmö bei den European Master Games über 800 Meter und 1500 Meter sogar gleich zweimal Bronze. Seine damals erzielte 800 Meter-Zeit blieb bis in das aktuelle Jahr hinein der gültige LVMV- M70- Altersklassenrekord unseres Landes (erst bei den „Deutschen“ 2021 in Baunatal getoppt von Edgar Zabel, SV Turbine Neubrandenburg).

Also, so vermute ich, war das Geschenk von Christiane eine symbolische Ermutigung an mich, für einen weiteren internationalen Warnemünder Auftritt eines Leichtathleten? Meine augenblickliche sportliche „Zwischenbilanz“ ist eigentlich noch nicht reif für die internationale Ebene. Nüchtern bilanziert stehen zwar für mich 9 aktuelle LVMV-Landesrekorde im Sprint- und Staffelbereich zu Buche, ein diesjähriger M70-Rekord ebenfalls im Dreikampf 100 m, Weit, Kugel. Doch die deutsche und die internationale Spitze ist für mich meilenweit weg. Wenn überhaupt, könnte perspektivisch ein Staffeleinsatz  in Frage kommen. Gerade die Staffelläufe erfuhren stets meine spezielle Wertschätzung. Zu diesem Zweck hatte ich 2017  die Startgemeinschaft  „Ostseeland Masters“  organisiert. Zusammen mit Trainingskamerad und Staffelmitglied Michael Walden – ebenfalls anwesend auf der Geburtstagfeier - sowie mit drei Sportfreunden aus Vorpommern (Georg Kossert und Armin Anklam aus Binz sowie Wolfgang Meier, Greifswald) liefen wir bisher drei Senioren-Landesrekorde.

Vielleicht klappt es bei mir irgendwann international über die 200 Meter?Speziell diese Sprintdistanz ist meine Lieblingsstecke. Für meine persönliche „ewige“ Bestzeit von 22,8 Sekunden erhielt ich 1971 von unserem Sektionsleiter Eckart Peters die Urkunde als Warnemünder Männer-Rekordhalter. Diese 200 Meter reizen mich, egal ob draußen als halbe Freiluft-Stadionrunde oder als vollständige „indoor“- 200 Meter Hallenrunde. Allerdings: Letztes Jahr verlor ich meine 200 Meter-M60-LVMV-Hallenbestleistung an den Neubrandenburger Uwe Boll. Doch so ergeht es irgendwann fast allen Athleten. Rekorde sind nie für die Ewigkeit. Sicherlich darf man sich (ich auch!) über so manche neue persönliche Bestzeit zu Recht freuen, doch so wirklich „produktiv“ ist der (Wettkampf-) Sport erst dann, wenn man nach Niederlagen oder Verletzungen „wieder aufsteht“, optimistisch neuen Herausforderungen begegnen möchte, dafür zielgerichtet seine Ressourcen (Zeit und Geld) gut einteilt. Manchmal sind auch ganz neue Trainingsansätze nötig. Augenblicklich sind die immer älter werdenden Warnemünder Herren Michael und Gottfried etwas erfolgreicher im Kurzsprint nach ihrererneuten Umstellung: vom Tiefstart auf den Hochstart, aber erst ab der Altersklasse 70.

Immer wieder schön, wenn ich bilanzieren kann, dass ich in meiner Familie, im Verein und bei Sportkameraden die so wichtigen Unterstützer gefunden habe. In diesem Licht sehe ich Christianes Goldmedaille, ein sehr persönliches, wertvolles, mich sehr bewegendes Zeichen der Weitergabe von Erfahrung, möglichem Erfolg ... eben als Motivation für mich, als Senior im Training und im Wettkampf „dran zu bleiben“. Doch noch einmal zurück zu meinen 200 Meter- Bedenken: Bei den Hallenrunden muss ich mit den beiden überhöhten Kurven klarkommen. Die Bahn 1 hat überdies einen engeren Kurvenradius als die Bahn 4 ... 200 Meter sind für mich in der AK 70 verdammt lang ... ohne ein zielgerichtetes Training der Schnelligkeitsausdauer wird der Traum vom „Team Germany“ für mich nichts werden.

Doch bis es soweit ist, macht mir - nach wie vor - die Arbeit als Übungsleiter Spaß. Zumeist mit Erst- bis Viertklässlern bei unserer von Andrea Werner - ab 2016 neu aufgebauten - und so vorbildlich geleiteten  WarnemünderKinderleichtathletik. Andrea hat es mit vielen Initiativen geschafft, die Mitgliederzahl der organisierten Warnemünder Leichtathleten bis heute mehr als zu verdoppeln, und die Warnemünder Leichtathletik-Homepage wieder richtig attraktiv gemacht. Gern trainiere ich auch ältere Schüler und Jugendliche. Interessierte Seniorinnen und Senioren kommen zu mir am Mittwochnachmittag ins Warnemünder Stadion.  Ich besitze die B-Trainer- Lizenz des DOSB. Sie muss permanent verlängert werden, mit Fortbildungen, die zumeist an der LSB-Sportschule Güstrow stattfinden.  Mein „sportliches“ Lernen ging und geht nie zu Ende. Unzählige Tipps erhalte ich von Sportfreunden während der Wettkämpfe. Es gilt das bekannte Motto: „Wettkampf ist das beste Training“. Auch deshalb, weil nur ganz wenige „Masters“ einen persönlichen Trainer ständig an ihrer Seite haben.

  • Einwurf: der Begriff „Master“ für die wettkampforientierten Senioren wird zunehmend national und international benutzt, der Altersbeginn für Meisterschaften ist uneinheitlich, regional geht es los mit 30 Jahren, bei den „Deutschen“ ab Altersklasse 35.

Für mich ist bei Senioren- bzw. Master-Wettkämpfen spannend: der direkte Kontakt zu unterschiedlichsten Sportlern und Vereinen, die kontroverse Erörterung mancher „Zipperlein“, die fast jeder hat, aber unterschiedlich stark „aufbauscht“. Nützlich ist mir ebenfalls der Erfahrungsaustausch zu persönlichen Trainingsmitteln und zur individuellen Ernährung, die gegenseitige Hilfe beim Erkennen von Fehlhaltungen, eben das Erlebnis echter Sportkameradschaft.  Einige wenige Sportfreunde sind jedoch „beratungsresistent“, wundern sich über Verletzungen und Misserfolge. Doch im Seniorenbereich sollte man nicht „zu eigensinnig“ sein. Aus meiner Erfahrung besonders schwierig „im Alleingang“ zu gestalten, oft vernachlässigt, aber sehr empfehlenswert: der individuell angepasste Einbau der notwendigen Regenerationsphasen. Das gilt sowohl während der Trainingswochen und -zyklen, aber ganz entscheidend vor anstehenden Meisterschaften, das „Hören auf den eigenen Körper“, will er, kann er, muss er, darf er? Ist mein Seniorenkörper physisch und psychisch bereit für den Wettkampf? Was muss ich (noch) tun dafür? Mein Tipp: Im Zweifel lieber einen Tag länger Pause machen vor dem Wettkampf.

Manche meiner Erkenntnisse, meine auf er Homepage des LVMV oder des LSB selbst verfassten, auch die in der lokalen Presse veröffentlichten Wettkampfberichte und Sportstatistiken, kann ich nutzbringend in die Arbeitsgruppe Masters im Leichtathletikverband MV einbringen. Oder „direkt vor Ort“ in Warnemünde als Zuarbeit für die Homepage unserer, meiner Abteilung Leichtathletik im SVW.

Über ein Ergebnis der recht intensiven Öffentlichkeitsarbeit der letzten Zeit freute ich mich in meinem Jubiläumsjahr ganz besonders:Zusammen mit engagierten Mitstreitern in Politik und Sport gelang es endlich, eben 2021, mit der Hilfe des WarnemünderOrtsbeirates, nach jahrzehntelangem Stillstand (Andrea Werner: „Dornröschenschlaf“) wieder anlagenseitige Reparaturen und Perspektiven für die Leichtathletik in Warnemünde auf den Weg zu bringen. OBR-Vorsitzender Wolfgang Nitzsche begründete vor der Rostocker Bürgerschaft ganz konkrete Planungsschritte für die Zukunft. Der von Rostocker Leichtathleten verschiedener Vereine initiierte „Offene Brief an den OB“ hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Die von Siegfried Krüger und Günter Metelmann dem Warnemünder Ortsbeirat vorgetragenen Argumente zur Stadionsanierung in Anwesenheit des Amtsleiters Sport waren deutlich. Die Verantwortlichen der Stadt reagierten, ja handelten praktisch. Mein ganz besonderer Dank geht an dieser Stelle an die Impulsgeber, an die Erstunterzeichner des „Offenen Briefes“ vom 6.  Mai 2021. Ich zähle (alphabetisch)  das „aktive Dutzend“ gern noch einmal auf, da die Namen auf unserer Abteilungshomepage nicht vollständig sind. Es unterschrieben Gottfried Behrens, Axel Groß, Katja Liedemit, Günter Metelmann, Silke Möller, Gerhard Rimane, Ekkehard Romeike, Dagmar Thoms, Birger Voigt, Michael Walden, Arne Welenz, Andrea Werner.               

Tatsächlich, im Spätsommer 2021 konnte die Stadt als Eigentümer des Stadions erste wichtige Notinstandsetzungen nach zweimonatiger Bauzeit beenden. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht, dass ab September 2021 wieder ein  Weitsprungtraining (mit Kunststoffanlauf und ordentlicher Weitsprunggrube) möglich sein würde? Und doch: bis zur avisierten Kunststofflaufbahn im 400 Meter-Rund ist es noch ein weiter Weg. Ich träume zuweilen davon, den Warnemünder Sprinter-Zweikampf (die 100 Meter- und 200 Meter-Zeiten werden zusammengezählt) erneut auszurichten. Ob ich dann selbst noch als Altersklassenathlet mitlaufen kann? In meiner A-Jugend 1968 gewann ich diesen Warnemünder Sprinterwettbewerb im Dress des SC Empor, Sektionsleiter Jürgen Rabbel hatte am 1. Mai die Urkunde unterschrieben. 1969 siegte ich erneut, nun aber bereits als BSG-Sprinter im weißen Wettkampfhemd mit dem schwarzen Brustring und dem markanten WW- Emblem.

Kein Wettkampf funktioniert ohne Kampfrichter. Wenn ich es rechtzeitig plane, schaffe ich es hin und wieder. Es ist für mich immer wieder spannend, hautnah bei den Athleten dabei zu sein, auf die Regeln zu achten. Alle wollen ihr Bestes geben. Doch es klappt nicht immer. Sieg und Niederlage liegen oft ganz eng  beieinander. Momente des Erfolgs, der unbändigen Glückgefühls als Lohn des Trainings, wechseln ab mit Momenten tiefer Enttäuschung. All das erlebte ich drei Tage lang an der Weit- und Dreisprunggrube bei den diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften im Rostocker Leichtathletikstadion.

Genau an dieser Stelle – allerdings auf der damaligen roten Porphyrbahn - begann meine sportliche Laufbahn im Jahre 1964. Ich wurde Schüler der KJS (Kinder- und Jugendsportschule, heute: CJD- Christofferus-Gymnasium). Das ging ganz schnell nach einem positiven Sichtungs-Athletiktest an meiner Warnemünder Fritz-Reuter-Schule. Das ABC der Leichtathletik brachte mir alsbald mein Trainer Roger Wagner bei. Diesmal konnte er nicht dabei sein, denn er hatte mit seiner Frau einen  Kurtermin, ließ mir aber zum „70.“ eine Geburtstagskarte zukommen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Zur „65.“- Party stimmte er noch Lieder an ... Andrea Werner und Michael Kreuzberg nutzten damals diese Gelegenheit, ersannen den so überaus erfolgreichen Warnemünde-Kinderwettkampf mit Ghana ... bereits zweimal - 2017 und 2019 - klappte die Projektumsetzung hervorragend dank des hohen persönlichen Einsatzes der beiden genannten Protagonisten, siehe  www.wirmachenstark.de.

2021 hatte ich zum „70.“ meine „durchwachsenen“ KJS-„Zusatzzeugnisse der sportlichen Entwicklung“ mitgebracht, die Roger mitunterschrieben hatte. Er formulierte im Juli 1965, also nach meinem ersten KJS-Jahr: „An der Technik in den einzelnen Disziplinen muß er (Gottfried) noch viel an sich arbeiten. Die allgemeinathletische Ausbildung muß bei ihm noch besser werden“. Solche Sätze hatte ich als Schüler der 7. Klasse erst einmal zu verarbeiten. Es fiel mir –als guter Schüler - nicht sofort ganz leicht, ungeschönte Realitäten anzuerkennen. Doch sportliche Realitäten sind messbar in Sekunden und Zentimetern, deutlich sichtbar im Laufstil. Es war ein Lernprozess, also diesen Ist- Zustand ehrlich anzuerkennen, um dann in einem zweiten Schritt, mit der Hilfe des Trainers, bewusster, besser und erfolgreicher die Trainingszeit zu nutzen. Recht bald stellten sich erste Wettkampferfolge ein. Und schließlich: Die in der KJS-Zeit aufgebaute Physis, die zunehmende Wettkampferfahrung wirkten bei mir dann noch weiter nach, bis in die 70er Jahre hinein, ja vielleicht bis heute? Viele schwierige spätere Herausforderungen in meinem Leben – so mein heutiges Resümee - konnte ich  mit dieser „Schule des Leistungssports“ erfolgreicher angehen. Das „Durchbeißen“, „sich selbst überwinden“, „an die Grenzen gehen“, „über sich hinauswachsen“ lernt man im Leistungssport.

Mein erster damaliger Verein war der Sportclub Empor Rostock. Los ging esallerdings mit vielen Verletzungen, bei der so wichtigen DDR-Spartakiade 1965 in Magdeburg schied ich im Vorkampf aus. Im Folgejahr 1966 war ein spannender Finnland-Wettkampf dabei, für einen DDR-Schüler eine spannende Reise ins „kapitalistische Ausland“. Und dann endlich: Mit glatten 11 Sekunden über die 100 Meter gewann ich im Juli 1968  die Jugendmeisterschaft des Bezirkes Rostock. Doch in der damaligen DDR-Bestenliste bedeutete das lediglich Platz 41. Denn 22 weitere Sprinter (Jg. 1951) waren ebenfalls so schnell, der Schnellste sogar (handgestoppte) 10,6 Sekunden. Im September 1968 wurde ich dann - nach der feierlichen Verabschiedung aus dem Leistungssport – als neues Mitglied in die BSG Motor Warnowwerft aufgenommen.Hauptgrund des Wechsels: auf elterliches Anraten – ich „sollte“ (wie der Vater) Ingenieur werden - nahm ich von 1968 bis 1971 eine „duale“ Lehre als Maschinenbauer mit Abitur auf.

Mein neuer BSG-Trainer Joachim Hess schrieb gleichfalls sehr qualifizierte Trainingspläne, organisierte viele DDR-weite Wettkämpfe. Mit anderen Rostocker Leichtathleten ging es zu Wettkämpfen bis ins polnische Nachbarland. Schöne BSG-Staffelerfolge (mit G. Rimane, H.-D. Nagel, A. Neupert, R. Hoche, G. Metelmann u.a.) sind in Urkunden dokumentiert. Nachhaltig in meiner Erinnerung: unser gemeinsamer Wettkampf und Besuch des Deutschen Turn- und Sportfestes 1969 im Leipziger Zentralstadion, bei Tag und unter Flutlicht, sehr eindrucksvoll mit über 100.000 Zuschauern.

Schon ab 1970 war ich mit meinem erworbenenWissen aus dem Leistungssport gut gerüstet, umin der BSG als Ersatz-Übungsleiter im Sprint- und Hürdenbereich eingesetzt zu werden.Von 1972 an erwarb ich dann die Übungsleiterstufen 1 bis 4.  Von 1982 bis 1989 war ich  Verantwortlicher für die Gruppe 4 im BTZ (Bezirkstrainingszentrum Leichtathletik)Rostock, 7 Kinder konnte ich mit Unterstützung von KatrinPöschmann und Klaus Dittmann  an die KJS Rostock delegieren. Darunter die Anwesende Katja Liedemit (geb. Stephan, sie lief tolle 800-Meter- Zeiten, ist heute im 1. LAV Rostock als erfolgreiche W50-Masterathletin mit aktuellem 400-Meter-Landesrekord unterwegs, darüber hinaus ist Katja eine tatkräftige Unterstützerin der Rostocker Leichtathletik, so – wie bereits erwähnt - Mitinitiatorin und Erstunterzeichnerin des „Offenen Briefes an Rostocks OB“ zur Sanierung des Warnemünder Stadions).

Dem SC Empor-Nachfolgeverein, dem 1. LAV Rostock, gehöre ich ab November 2013 wieder an, aus zweierlei Gründen: um die LAV-Trainingszeiten für Halle und Freiluftanlagen mitnutzen zu dürfen. Warnemünde hat keinerlei Voraussetzungen für den Sprint auf der Kunststoffbahn. Zweitens: Um immer montags mitzumachen in der „Allgemeinen Seniorengruppe“ von Dagmar Thoms. Mit unzähligen altbekannten, aber noch mehr neuartigen Übungen, so „Dr. Smisek- Übungen“, halte ich mich fit, kann das nachfolgende Sprinttraining mit Michael damit vorbereiten. Gemeinsame Ausflüge und Geburtstagsfeiern sind in dieser Gruppe selbstverständlich, gern springe auch mal als Ersatzcoach ein. Trainerin Dagmar und ich kennen sich nun schon seit Jahrzehnten, seit der gemeinsamen BTZ- Zeit. Sie kam zum Jubiläumsessen mit ihrem Mann Uwe (er unterschrieb meine ersten DDR- Übungsleiter- Ausweise).

Aus gesundheitlich- persönlichen Gründen konnten nicht alle von mir Eingeladenen am 31. Oktober 2021 dabei sein. So leider die im Ehrenamt unermüdlich tätigen Mitglieder der Abteilungsleitung um Günter Metelmann, Andrea Werner, Eckart Peters. Bis 1997 war Eckart mein Sektions- / Abteilungsleiter Leichtathletik, danach übernahm Günter das Zepter. Nur Insider wissen, was mit diesen Ämtern tatsächlich  verbunden war und heute - in immer größer werdendem Umfange - immer noch ist. Ich denke an unzählige Aufgaben zur Sport-Administration, Sponsorenpflege, die umfängliche Trainings- und Wettkampforganisation, besonders für unseren Stoltera- Küstenwaldlauf mit knapp 1000 Teilnehmern in der Vor-Corona-Zeit. Dieses Lauf-Event ist ein zentrales sportliches Warnemünde-Aushängeschild (siehe  www.kuestenwaldlauf.de). Die daraus erwachsenden Aufgaben sind mit ganz viel „Freizeit“ und unbezahlbarem Aufwand verbunden. Eckart war und ist überdies unser hochanerkannter Warnemünder Sportchronist. Er bekleidete noch bis vor kurzem unzählige Sport-Ehrenämter in Vereinen, Stadt und Land. Mit den Verbands- und Vereinsehrungen – nachzulesen auf den einschlägigen Homepages -  ist ein Teil dieser Arbeit zwar offiziell gewürdigt worden. Doch das ist - in meinen Augen - nur ein kleiner Dank, eine symbolische Geste, was unsere Sportfunktionäre „im Ehrenamt“ tatsächlich und tagtäglich geleistet haben, ja, was Eckart (Jg. 1938) und Günter (Jg. 1951) in ihrem (höheren) Lebensalter immer noch leisten (müssen). Deshalb wird das Engagement der „Jüngeren“ zu ihrer Entlastung immer dringlicher. Doch wie ich höre, ist diese Situation ein generelles Problem in vielen Bereichen des aktuellen Sports.

Ich selbst habe gern für unsere schöne Sportart, für unsere Sportler*innen von 8 bis 80 Jahren, meinen Beitrag geleistet. Gerhard Rimane (auch Jg. 1951) gratulierte zum „70.“ im Namen der Sportfreunde der Abteilung Leichtathletik des SV Warnemünde. Dabei dankte er für mein nun über 5 Jahrzehnte währendes Mitwirken bei der Entwicklung der Warnemünder Leichtathletik. Am 1. September 1968 war mein offizielles Eintrittsdatum in die BSG Motor Warnowwerft.

 

 

 

Ich habe mich gefreut, dass bei kulinarischen Genüssen am Abend weiterhin dabei waren unsere treuen „Urgesteine“ und stets verlässlichen, aktiven Unterstützer der Warnemünder Leichtathletik:  Michael Kreuzberg, Gudrun Berkholz, Ekkehard Romeike, Ulli Chill und Horst Theel. Sie kamen  trotz der Corona-Regularien. Zusammen verbrachten wir einen anregenden Gesprächsabend, bestaunten die australische Goldmedaille von Christiane, meinen neuen Talisman.

 

Ich danke an dieser Stelle herzlich allen hier genannten und vielen weiteren      - hier nicht genannten - sportlichen Mitstreitern (so u.a.  Jörg Neumann vom SVW und vielen Masters in ganz Deutschland).  Ich habe in diesem Beitrag nicht alles erwähnen können. Vielleicht erfolgt das in einem späteren Beitrag.

Anstatt materieller Geschenke zum „70.“ erreichten mich – so vom Geburtstagskind gewollt -  Spenden für unsere Kinderleichtathletik.  Vielen Dank für die Geldscheine! Zusammen mit meiner Frau Sabine habe ich den Betrag auf 700 EUR erhöht und auf unser SVW- LA- Spendenkonto überwiesen.

Schlussredaktion für Text Dr. Gottfried Behrens und Bilder © SVW-LA : Januar 2022

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18119 Warnemünde

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